Editorial
Rorate plus – Beten im Advent
Wir sind mitten in der Vorweihnachtszeit. Die Straßen sind mit Lichtern geschmückt. Die »Weihnachtsfeiern« boomen. Die Weihnachtsmärkte sind wieder gut besucht. Glühweinduft allerorten. Auch das Weihnachtsoratorium wird hie und da schon aufgeführt. Mitten in diesem schönen und stressigen »Trubel« beginnen wir Christen am 2. Dezember den Advent 2012. Das heißt, wir bereiten uns auf das Weihnachtsfest vor, an dem wir die Geburt des Sohnes Gottes feiern. Da wir Jesus Christus mit der Bibel als »Licht der Welt« verehren, ist es verständlich, dass die Lichtsymbolik in der Adventszeit eine große Rolle spielt. Das Wort »rorate« hat jetzt Hochkonjunktur. Längst hat es sich von der Marienmesse am frühen Morgen gelöst und steht für alle gottesdienstlichen Veranstaltungen, die mit Kerzenlicht zelebriert werden.
Doch kennt der Advent als Besonderheit nicht allein die »Rorate-Messe«. Die letzten sieben Tage sind geprägt von den sogenannten O-Antiphonen, den Gesängen vor dem abendlichen Magnifikat der Vesper. Diese wird vor allem in Klöstern, geistlichen Gemeinschaften und auch mutigen Pfarreien gepflegt.
Ein Tipp für den »geistlichen Advent«: Mal diese Gottesdienstform mitmachen, ausprobieren, kennenlernen. Zugegeben, das sagt nicht allen zu, aber probieren kann man es ja mal. Denn der Advent ist eben auch eine Zeit des besonderen Gebetes. In der Stille und in der geistlichen Beziehungspflege, dem Gebet, stimmt sich das Herz auf Weihnachten ein.
Die O-Antiphonen, denen sich unsere Dezember-Ausgabe besonders widmet, findet man etwa im »Gotteslob«: im Lied Nr. 112 und in der Andacht Nr. 772. Die Antiphonen nehmen alttestamentliche Bilder, um den erwarteten Messias gleichsam herbeizurufen. Nicht ohne Grund hat man diese Verse Lieder der Sehnsucht genannt. Und nur wer Sehnsucht im Herzen hat, kann den Advent wirklich erleben. Ansonsten bleibt er äußerlich. Wir hoffen, dass unsere Dezember-Ausgabe hilft, den Advent 2012 als geistliche Zeit zu leben und Kraft zu schöpfen aus dem Reichtum der Tradition christlichen Betens.
P. Alexander Holzbach, Chefredakteur
Leseprobe
Erwartung und Sehnsucht
Ein Volk ohne König hat kein Ansehen unter den Völkern der Erde. So sprachen die Stämme Israels und verlangten, dass Gott ihnen einen König einsetze. Ein König stärkt den Zusammenhalt der Stämme und gibt ihnen Ansehen und Bedeutung so dachten die Stammesführer. Gott gab ihrem Drängen nach. So begann das Königtum in Israel. Doch bald schon zeigte es sich, dass die Könige ihre Macht missbrauchten und an ihr eigenes Ansehen dachten. Das Volk erlebte soziale Ungerechtigkeit, Krieg und Hunger. Die Schwachen trugen die Lasten und die Reichen wurden immer reicher. Übermächtige Feinde besetzten das Land und knechteten die Menschen. Die Propheten traten auf und mahnten zur Umkehr. Sie riefen: »Erwartet Euch kein Heil von den irdischen Machthabern, sie stürzen Euch ins Verderben, sie benützen Euch für ihre Ziele, sie bringen über Euch Unfreiheit und Armut.
Der wahre König ist Gott, er hat Euch aus Ägypten befreit, er hat Euch durch die Wüste geleitet, er hat euch ernährt, beschütz und ins versprochene Land geführt. Wendet Euch zu ihm, er ist der König über alle Völker der Erde!«
So erwarten die Menschen voll Sehnsucht das Kommen dieses Königs, denn wenn er seine Herrschaft aufrichtet, dann stürzen die Mächtigen vom Thron und die Reichen gehen leer aus. Die Armen bekommen einen Ehrenplatz und die Hungrigen werden gesättigt. Die Trauernden lachen und die Unfruchtbaren haben viele Kinder.
Maria, die junge Frau aus Nazareth, erfährt durch einen Engel, dass die Zeit gekommen ist, und ihre Bereitschaft ist der Beginn der Erlösung. Sie preist Gott und singt das Lied des Königs der Völker.
Du bist der Eckstein, der den Bau zusammenhält
Ein Eckstein ist die Grundlage eines ganzen Baues. Daher ist er besonders wichtig und darum wird zum Eckstein auch immer ein besonders großer und starker Stein benutzt. So ist z.B. der Eckstein der Tempelmauer (Salomos), den man bei den Ausgrabungen gefunden hat, ein Block von außerordentlicher Größe. An ihn reiht sich zunächst aus großen Steinen die ganze Grundlage an. Das Wort bedeutet in der Ursprache genau »Haupt der Ecke«, d. h. der wichtigste Stein der Ecke.
Ist also der Grundstein stark und fest, so wird der Bau Bestand haben. In seinen Mauern können sich Generationen von Menschen bergen, sie finden Schutz und Sicherheit. Jesus ist der Eckstein, die Grundlage, die Gott uns Menschen gibt so wie er durch den Propheten Jesaia verspricht: Seht her, ich lege einen Grundstein in Zion, einen harten und kostbaren Eckstein, ein Fundament, das sicher und fest ist (Jes 28,16). Doch nicht alle Bauleute erkennen den kostbaren Stein und verwerfen ihn. Sie vertrauen nur ihren eigenen Kräften und erkennen nicht die Gabe Gottes. Im Petrusbrief lesen wir: Kommt zu ihm, dem lebendigen Stein, der von den Menschen verworfen aber von Gott auserwählt und geehrt worden ist. Lasst Euch als lebendige Steine zu einem geistigen Haus aufbauen 370 (1 Petr 2,4.5). Der Stein des Anstoßes für die einen wird zum Fundament des Lebens für die anderen.
Komm und rette den Menschen, den Du aus Erde erschaffen hast
Seit den Tagen des Paradieses lebt der Mensch in der Versuchung sein zu wollen wie Gott. Sein Streben nach Erkenntnis und Wissen lässt ihn Grenzen überschreiten und verstrickt ihn oft in Sünde und Schuld. Alles, was er entdeckt, erfindet und entwickelt, lässt sich auch missbrauchen. Das, was dem Leben dienen kann, fällt der Gier, der Überheblichkeit und dem Neid zum Opfer. Der Preis ist Zerstörung und Tod. Und kein Mensch kann sich entziehen. Niemand bleibt unschuldig.
Im Gegenteil, diese Veranlagung, alles für Geld, Macht und Überheblichkeit zu benützen, geben sie weiter an ihre Kinder und Kindeskinder. Es kann keiner entkommen. Nur Gott, der Schöpfer dieser Erde kann den Menschen retten, nur er kann die Verstrickung lösen und uns befreien aus Sünde und Schuld. Sein zu wollen wie Gott zerstört unser Menschsein. Der Retter, der König der Völker, der sehnsüchtig erwartet wird, schenkt uns unsere Menschlichkeit zurück.
Gertrud Brem
Buch des Monats
Laacher Messbuch 2013
Geschätzt bei vielen Priestern, liturgisch Handelnden und die hl. Messe Mitfeiernden darf man wieder gespannt sein auf die Einführungen der 14 Autorinnen und Autoren, die sich besonders der biblischen Texte der Liturgie annehmen. Gute alte Laacher Tradition. Hier erfährt man wieder Bereicherung und Vertiefung, was die Mitfeier eben lebendiger und »nachhaltiger« macht. Besonders die »Handelnden« sind für das Laacher Messbuch Jahr für Jahr dankbar wegen seiner praktischen Anregungen und seiner spirituellen Tiefe. Dass es auch individuelle Einladungstexte zum Vaterunser gibt, ist zu begrüßen. Dass dies nun auch für das Friedensgebet angeboten wird, ist verständlich, macht dieses aber noch mehr zu einer besonderen »Friedens-Fürbitte« vor der Kommunion.
Es ist zu hoffen, dass mit dem neuen Messbuch dieser deutsche Eigenweg wieder zurückgenommen wird und die ursprüngliche Intention Pauls VI., das stille Vorbereitungsgebet des Priesters laut für alle zu sprechen, seine Geltung erlangt. Nichtsdestotrotz: Das vorliegende Laacher Messbuch ist ein nicht mehr wegzudenkendes »Hilfsmittel « zu einer guten Feier der Sonntagsgottesdienste.
768 Seiten. Kartoniert | 13,90 €
Ars liturgica-Buch- und Kunstverlag Maria Laach,
Verlag Katholisches Bibelwerk Stuttgart.
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